Gegensätze anerkennen, Unklarheiten aushalten, Gemeinsamkeiten entdecken.
„Jetzt plötzlich sieht man ein Klima von Gewalt, man sieht, wie die Meinungsfreiheit angetastet wird, dass Menschen Taten begehen, die nicht sein dürfen und die wir nicht haben wollen. Und dagegen möchte ich mich wehren. Wir müssen eine politische Debatte führen …“
Was wie ein aktuelles Zitat klingt, sagte Jan Pieter Balkenende als Ministerpräsident der Niederlande (2002-2010) vor 20 Jahren, nachdem der provokante niederländische Filmemacher Theo van Gogh am 2. November 2004 auf offener Straße von einem radikalen Islamisten ermordet worden war.
Der Mord war ein Einschnitt, ähnlich wie es der 11. September 2001 weltweit gewesen war. Er markierte das Ende der Vorstellung, dass offene Gesellschaften automatisch stabil bleiben können. Er verdeutlichte, wie extremistisches Denken aus verschiedenen politischen und ideologischen Richtungen die Grundfesten demokratischer Gesellschaften gefährden kann.
In vielen Ländern erstarken heute extremistische Bewegungen und Denkweisen, ob von rechts, links oder aus religiösen Kontexten. Diese Entwicklungen gehen oft mit vereinfachenden Lösungen und einer Polarisierung der Gesellschaft einher. Doch die politische Debatte, die schon Balkenende anmahnte, erfordert den differenzierten Blick, auch den selbstkritischen. Sie braucht Ambiguitätstoleranz und den Willen, ein gutes Miteinander zu gestalten.
Zitat von Jan Pieter Balkenende nach „Wir waren naiv …“ Interview mit Max Pam, Amsterdam 2004, https://www.deutschlandfunk.de/wir-waren-naiv-100.html
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