Es war die schweizerische Delegation, die bei der Washington Conference on Holocaust-Era Assets 1998 den Erlass eines Gesetzes zur Regelung offener Vermögensfragen aus dem Zweiten Weltkrieg verhindert hat. Als nicht in Kampfhandlungen verwickelter, neutraler Staat bestand das Land auf anderen, flexibleren Vorgaben für die Auseinandersetzung mit NS-verfolgungsbedingt entzogenem und verlorenem Kulturgut. So wurden die Washington Principles als Soft Law, als moralische Selbstverpflichtung, verabschiedet. In aller Konsequenz folgte für die Schweiz auch kein nationales Regelwerk zum Vorgehen innerhalb der kulturguthaltenden Einrichtungen wie es etwa die deutsche „Handreichung“ darstellt. Die föderale Hoheit der Kantone respektierend, begann das Schweizer Bundesamt für Kultur ab 2016 zwar Fördermittel für Provenienzforschung zu stellen und band ihre Ausschüttung an gewisse Vorgaben, wie aber die Museen im Falle von Restitutionsbegehren oder ermitteltem „Fluchtgut“ in der Sammlung verfahren, liegt bis heute in der Verantwortung der einzelnen Häuser. Der Vortrag soll zeigen, wie im Kunstmuseum Basel erfolgreiche Provenienzforschung gelingt.
Dr. Tessa Friederike Rosebrock hat Kunstgeschichte und Neuere deutsche Literatur in München, Paris und Berlin studiert. Museale Praxiserfahrung sammelte sie an der Hamburger Kunsthalle und an der Neuen Nationalgalerie Berlin; später mit einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt auch an den städtischen Museen Straßburg. Ihre Dissertation zur Museums- und Ausstellungspolitik in Deutschland und Frankreich im „Dritten Reich“ und in der unmittelbaren Nachkriegszeit am Beispiel des Kunsthistorikers Kurt Martin (1899 – 1975) wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt 2017 mit dem Preis des „Salon du livre et de la revue d’art du Festival de l’histoire de l’art à Fontainebleau“, der die Übersetzung des Buchs ins Französische bewirkte. Von 2009 bis 2020 arbeitete sie als Provenienzforscherin und Kuratorin an der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Seit 2021 leitet sie die Abteilung Provenienzforschung am Kunstmuseum Basel. Sie hat mehrere Ausstellungen zu Themen der Provenienzforschung kuratiert und ist Autorin zahlreicher Publikationen.
- Moderation: Prof. Dr. Alexander Markschies, RWTH Aachen.
- Aufgrund des begrenzten Platzangebots wird um frühzeitiges Erscheinen gebeten.
- Vortragssaal, Eintritt frei, ohne Anmeldung.