Ewart Reder ist in vielen Sparten der Literatur unterwegs. Von Gedichten über Romane und Kurzgeschichten bis zu Reportagen und Radiofeatures reichen seine Veröffentlichungen. Humor ist die Methode, mit der sein neuestes Buch operiert. Es heißt „komisch, dass wir nicht merken, dass wir komisch sind“ und präsentiert Glossen, die in Zeitungen wie der Frankfurter Rundschau standen, dazu Satiren und Kurzgeschichten, die von den Merkel-Jahren bis zur Gegenwart führen. Das Private ist hier politisch, die Gesellschaftskritik persönlich beglaubigt und alles zusammen Unterhaltungsliteratur at its best.
Mal staunt der Frankfurter Autor aus der Perspektive des ‚Normalen‘ über ‚Komisches‘, wie in „Hikikomori“, der Geschichte eines Vaters, dessen Sohn nicht mehr aus seinem Zimmer kommt. Mal ist Reder selbst Außenseiter und stellt eine Norm in Frage, wie in der Glosse über das wohl normalste Lebensmittel der Deutschen, die Kartoffel. Dass das Smartphone zum ständigen Begleiter des Normalmenschen geworden ist und wie unnormal dieser sich seitdem verhält, darüber schmunzelt ein Märchen. Städte, in denen Reder gelebt hat, wie seine Heimatstadt Berlin oder seine Wahlheimat Frankfurt am Main, spielen ihre Rollen, kriegen ihr Fett ab oder werden liebevoll auf den Arm genommen. Der Autor ist in seinen Satiren immer mit in der Verlosung. Handschuhe, die er verloren hat, erinnern sich an ihren vormaligen Besitzer, eine Spülmaschine verrät Intimes über die Ehe des Autors und macht Therapievorschläge. Den vielleicht tiefsten Einblick in Reder hat seine Bierflasche, sie spricht einen Shakespeare nachempfundenen Monolog Aug in Auge mit dem Autorenschädel – „Der gläserne Hamlet“. Ein Alltag, wie viele ihn kennen, liefert dem Buch seinen Stoff ebenso wie die Liebe, die Politik, Reisen, Gesellschaftstrends oder Verkehrsunfälle.
Auch Literatur und Kunst stehen auf der Themenliste. „Es sind immer drei“, lernen Abiturient:innen über die Merkmale klassischer Werke, die im Deutsch-Abi drankommen. Ein Dichter begleitet eine Politikerin, weil die Zeitung, die das organisiert hat, glaubt, seine Gedichte würden dadurch politischer. Reders Glossen und Satiren sind beides, kunstvoll geschrieben und welthaltig, Literatur und Konfrontation mit dem echten Leben. Was sie vor allem sind, fasst Titanic-Autor Heiko Werning so zusammen: „Von kaum einem ließe ich mich lieber zutexten als von Ewart Reder. Dieses Buch ist sehr komisch! Wenn das nicht komisch ist, was dann?“
Buch und Autor kommen nach Aachen, und zwar am Mittwoch, den 30. April, um 19:30 Uhr ins Café Vers, Löhergraben 22. Der Eintritt ist frei.